Kapitel 1: Was ist Libertarismus?

Libertarismus in der Organisationsentwicklung


 

Kapitel 1

Was ist Libertarismus?

Definition, Differenzierung und Kritik

Einleitung 

Libertarismus ist eine der prägendsten Ideologien der modernen Welt und hat sowohl in der westlichen Welt als auch in anderen Regionen Einfluss auf die politische Struktur und das Verständnis von Gesellschaft und Staat genommen. Aber was bedeutet Libertarismus genau? Diese Frage ist keineswegs einfach zu beantworten, da der Libertarismus eine lange Geschichte hat, sich in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich manifestiert und immer wieder neu interpretiert wurde. In diesem Essay wird der Libertarismus als politische Ideologie, als wirtschaftliche Theorie sowie als kulturelles und gesellschaftliches Konzept untersucht. Ziel ist es, die zentralen Werte des Libertarismus zu ermitteln und seine Entwicklung und Auswirkungen im historischen und modernen Kontext darzustellen.

 1. Ursprung und historische Entwicklung des Libertarismus 

Der Libertarismus hat seine Wurzeln im 17. und 18. Jahrhundert, vor allem in Europa. In einer Zeit des Feudalismus und der absoluten Monarchien begannen Denker und Philosophen, die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Strukturen zu hinterfragen. Die Aufklärung spielte eine zentrale Rolle bei der Formulierung libertärer Ideen.

 1.1 Die Aufklärung und die Entstehung des Libertarismus 

Die Aufklärung, die etwa vom 17. bis zum 18. Jahrhundert in Europa stattfand, legte den intellektuellen Grundstein für den Libertarismus. Philosophen wie John Locke, Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau prägten das moderne Verständnis von individuellen Rechten, Freiheit und Gleichheit. Locke postulierte die Bedeutung des "Naturrechts", das jedem Individuum unveräußerbare Rechte wie Leben (Sicherheit), Freiheit und Eigentum zuschreibt. Montesquieu hingegen führte die Idee der Gewaltenteilung in die politische Theorie ein.

 1.2 Die amerikanische und französische Revolution 

Die amerikanische Revolution (1776) und die französische Revolution (1789) waren konkrete historische Ereignisse, die die Ideale des Libertarismus in die Praxis umsetzten. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, die das Recht auf Leben (Sicherheit) , Freiheit und das Streben nach Glück festschrieb, beruht stark auf lockeschen Prinzipien. Die französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 betonte die universellen Rechte aller Menschen und die Notwendigkeit der Begrenzung staatlicher Macht, wobei hier die Auswirkungen und Interpretationen des Begriffs “Gleichheit” der Tatsache der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Unterprivilegierung der Initiatoren geschuldet waren.

 1.3 Der Libertarismus im 19. Jahrhundert 

Im 19. Jahrhundert nahm der Libertarismus in Europa und den USA konkrete politische Formen an. Ausgehend vom  "klassischen Liberalismus", wie er häufig ungenau genannt wird, trat für eine reduzierte Rolle des Staates, freien Handel und individuelle Freiheit ein. In dieser Zeit entstanden wichtige politische Strömungen wie der Libertarismus in Großbritannien (unter Führung von Persönlichkeiten wie John Stuart Mill) und der libertäre, amerikanische Kapitalismus, der sich klar in deren Verfassung wiederfindet.

 

2. Grundprinzipien des Libertarismus

 2.1 Freiheit und individuelle Rechte 

Das zentrale Prinzip des Libertarismus ist die Betonung der Freiheit des Individuums. In einer libertären Gesellschaft soll jeder Mensch die Freiheit haben, seine eigenen Lebensentscheidungen zu treffen, solange er damit nicht die Rechte anderer verletzt. Diese Freiheit umfasst nicht nur die politische Freiheit, wie etwa die Meinungsfreiheit und das Recht auf Versammlungsfreiheit, sondern auch die wirtschaftliche Freiheit, also das Recht auf Eigentum und freie Marktwirtschaft. Natürlich geht damit auch immer Eigenverantwortung daher. Diese ist immer ein fester Bestandteil der Freiheit.

 

2.2 Rechtsstaatlichkeit 

Libertarismus geht Hand in Hand mit der Idee des Rechtsstaats. Der Rechtsstaat garantiert, dass der Staat nur im Einklang mit dem Gesetz handelt, dass Gesetze transparent sind und dass jeder Bürger vor dem Gesetz gleich ist. Die Unabhängigkeit der Justiz, die Trennung der Gewalten und die Achtung der Menschenrechte sind dabei unverzichtbar. Ausschließlich in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit kann die Forderung und Definition für Gleichheit gelten: Die Gleichheit vor dem Gesetz.

 

2.3 Gleichheit und Chancengleichheit 

Die Gleichheit vor dem Gesetz ist also ein zentraler Aspekt. Anders als der Sozialismus, der Gleichheit im Sinne der materiellen Anrechte einfordert, strebt der Libertarismus eine Gleichheit der Chancen an. Jeder Mensch sollte unabhängig von Herkunft oder sozialer Stellung die gleiche Möglichkeit haben, Erfolg zu haben, sofern er die entsprechenden Anstrengungen unternimmt.

 

3. Wirtschaftlicher Libertarismus

 3.1 Der Markt als zentrales Element 

Im wirtschaftlichen Bereich vertritt der Libertarismus die Vorstellung einer freien Marktwirtschaft. Der Staat soll sich nicht in den Markt einmischen, sondern den Wettbewerb fördern, um Innovation und Wohlstand zu maximieren. Ein freier Markt führt durch Angebot und Nachfrage zu einer effizienten Ressourcennutzung, was in er Konsequenz zu Wohlstand und Wachstum führt, wie es bis 1971) der Vereinigten Staaten und in Deutschland zur Zeit Ludwig Erhards nachweislich der Fall war. Aktuell (2025) ist es spannend, die Erfolge in Argentinien zu beobachten.Federico Sturzenegger als Architekt und Javier Milei als Manager haben Argentinien aus 77 Jahren des sozialistisch-totalitären Peronismus erlöst. Die Wirtschaft blüht auf. Aus heutiger Sicht ist die zukünftige Entwicklung noch nicht absehbar.

 3.2 Die Rolle des Staates 

Der Staat hat im klassischen Libertarismus eine begrenzte Rolle: Er soll die Rechte der Individuen schützen, etwa durch eine unabhängige Justiz und durch die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, aber er soll nicht in die wirtschaftlichen Prozesse eingreifen. Dies hat zu der Theorie der "unsichtbaren Hand" geführt, die von Adam Smith im 18. Jahrhundert formuliert wurde, wo er sich unter anderem kritisch mit Einfuhrbeschränkungen für ausländische Güter auseinandersetzte. Wenn Individuen ihr eigenes wirtschaftliches Interesse verfolgen, profitieren letztlich auch alle anderen. Die Aufgaben eines freiheitlichen Staates ist einzig die Gewährleistung von 

Eigentum

Freiheit

Sicherheit

 Das ist die klassische Definition des Minimalstaates - ich nenne es “Effizienzstaat”. Der zarte Unterschied zwischen Libertarismus und Liberalismus könnte an dieser Stelle die Zugewandtheit des letzteren zur sogenannten “sozialen Marktwirtschaft” sein. Dieser Unterschied ist brandgefährlich, wie man an der Entwicklung der Bundesrepublik sehen kann. Ludwig Erhard, der 1948 die “soziale Marktwirtschaft” begründete, würde sich heute verwundert die Augen reiben, wie ultra-dominant heute der Anteil “sozial” gegenüber dem Anteil “Marktwirtschaft” regiert. Im heutigen Jahr 2025 ist die freie Marktwirtschaft im EU-Raum vollständig unter Zwangsregulierungen und Abgaben verschüttet. Dagegen sind die Sozialausgaben so erdrückend hoch gestiegen, dass es keinen Ausweg aus der wirtschaftlichen Rezession zu geben scheint. Aus unserem Minimalstaat unter Ludwig Erhard ist ein Maximalstaat geworden. So liegt die Staatsquote in Deutschland 2025 mittlerweile bei über 50%. Sie beschreibt das Verhältnis der Staatsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Tendenz steigend! 

 3.3 Kritik und Herausforderungen an den wirtschaftlichen Libertarismus


Der wirtschaftliche Libertarismus wurde jedoch oft dafür kritisiert, soziale Ungleichheiten zu fördern. Die Tendenz zur Marktkonzentration und die Schaffung von Monopolen oder Oligopolen führen dazu, dass große Unternehmen den Markt dominieren, was zu scheinbaren Ungleichverteilungen von Wohlstand führen kann.

Daher gibt es immer weiter zunehmende Verbote, Zölle, Strafen und Regulierungen der EU und der einzelnen Staaten, um den Markt in der Ideologie sozialer und ökologischer Ziele zu gestalten. Die Geschichte hat allerdings gezeigt, dass auch ohne Regulierung kein einziges Monopol die Jahre als solches überstanden hat, weil die freie Forschung und Entwicklung in der Logik immer disruptive Gegenlösungen hervorgebracht hat, welche die Monopole auf viele, neue Marktteilnehmer verteilt. In beiden Fällen - und das ist ein entscheidender Aspekt - schaffen die Unternehmen mit allen Zulieferern, Reparaturen und mit Veredelungsprodukten Wohlstand für viele Familien.


 4. Politischer Libertarismus (Demokratie und Pluralismus) 

Der politische Libertarismus ist eng mit der Idee der Demokratie verbunden. Eine liberale Demokratie ist eine Regierungsform, in der alle Macht vom Volk ( der Souverän) ausgeht und in regelmäßigen, freien und fairen Wahlen ausgeübt wird. Es geht dabei nicht nur um Mehrheitsentscheidungen, sondern auch um die Rechte von Minderheiten und den Schutz individueller Freiheiten.

 4.1 Der Konflikt zwischen Mehrheit und Minderheit 

Ein zentraler Punkt des politischen Libertarismus ist die Anerkennung von Minderheitenrechten. Der Libertarismus schützt nicht nur die Rechte der Mehrheit, sondern auch die der Minderheit. Die Freiheit der individuellen Meinung, der Glaubensfreiheit und der politischen Zugehörigkeit sind ebenso unveräusserbare Rechte, die unter dem liberalen Dach gedeckt sind. Es geht um Freiheit. Gemeint ist aber nur echte Freiheit, welche die Freiheit und die Rechte und die Sicherheit und das Eigentum anderer nicht einschränkt! Nur wer sich diesem Toleranzversprechen verpflichtet, kann in einer libertären Gemeinschaft leben.

 4.2 Die Herausforderung durch Populismus und Autoritarismus 

In den letzten Jahrzehnten wurde der Liberalismus zunehmend von Gruppen mit autoritären Strömungen und populistischen Bewegungen gekapert, welche die libertäre Demokratie infrage stellen. Begriffe, wie “unsere Demokratie”, “unsere Freiheit” schließen die objektive Demokratie und die Freiheit des Souveräns aus. Der Ausschluss demokratisch gewählter Gruppen sind erste Anzeichen von Totalitarismus. Wenn eine ehemalige Bundeskanzlerin ihr Lebenswerk “Freiheit” nennt, ist zu größter Vorsicht geraten. Die rasant steigende Anzahl von Verbotsgesetzen zum sogenannten Gemeinwohl ist verräterisch und hat einzig zum Ziel, immer mehr autoritäre Kontrolle zu erlangen. Neuerdings vermehrt durch eine EU, die sich außerhalb der Zusammensetzung durch demokratische Wahlen selbst definiert und ihre Macht über die der partei-demokratischen Staaten stellt.

 In der modernen Zeit wird der Populismus durch die Beeinflussung von Informationsangeboten im Internet und anderen Medien bestimmt. 1945 erschien George Orwells Animal Farm”, das Buch wurde 1954 verfilmt. Die jungen Demokratien schauten mit Schaudern auf die Zeit des (National-) Sozialismus zurück. Orwells Werk führt den Beweis, wie der überbordende Anteil “sozial” in der sozialen Marktwirtschaft durch den Begriff “Gleichheit” zwangsweise zur Diktatur führen muss. Orwell war von Friedrich August von Hayek beeinflusst. Er führte in seinem Buch “The road to serfdom” (Der Weg zur Knechtschaft) den mathematisch-analytischen Beweis, dass Sozialismus über den Zentralismus nach Keynes zum Autoritarismus und damit in die Diktatur führt. Hayek ist ein klassischer Vertreter des Libertarismus der österreichischen Schule.

 

5. Kritische Perspektiven auf den Libertarismus 

5.1 Der Sozialismus als Antwort auf den Libertarismus 

Eine der größten Herausforderungen für den Libertarismus kommt vom Sozialismus, der die Idee vertritt, dass der Staat aktiver in die Wirtschaft eingreifen sollte, um soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Der Sozialismus kritisiert den Libertarismus oft dafür, dass er zu viele soziale Ungleichheiten schaffe und die Interessen der Reichen und Mächtigen über die der Armen stelle. Dieses klassische Verhalten des Sozialismus sehen wir 2025 aber in den aktuellen Regierungen Deutschlands nach Ludwig Erhard. Erkennbar durch immer mehr staatliche oder kommunal geführte Unternehmen, die ungefragt aus Steuermitteln und ohne Ausschreibung “gerettet” oder aufgekauft wurden. Die Regierung wird zum Multi-Unternehmer -zu einer riesigen Multikonzern-Verflechtung und wird dabei selbst zum Monopolist - auch wenn es um die Anzahl der abhängig Beschäftigten in Staats-/ Kommunalunternehmen oder in Körperschaften des öffentlichen Rechts - nicht zu vergessen alle abhängigen Institutionen, wie unsere Kirchen und zahllose NGOs. Am Beispiel des Wirtschafts- und Leistungsversagens der Deutschen Bahn wird sehr schnell ersichtlich, dass der Staat niemals in der Lage sein kann, Unternehmen erfolgreich im Wettbewerb zu führen, nicht einmal in einer Monopolstellung, wie dieser Fall dramatisch zeigt.

 5.2 Der Kommunitarismus und die Kritik an der Überbetonung des Individuums 

Der Kommunitarismus kritisiert den Libertarismus ebenfalls, indem er darauf hinweist, dass eine Gesellschaft nicht nur auf die Rechte und Freiheiten des Individuums reduziert werden kann. Stattdessen müsse die Gemeinschaft, die sozialen Bindungen und die Verantwortung des Einzelnen gegenüber anderen stärker betont werden. Wo das Gemeinwohl über das Wohl der Einzelnen gestellt wird, sind Marx und Stalinismus. 1989 scheiterte das DDR-System unter Demonstrationen mit dem Slogan “Wir sind das Volk!”. Die Einheitspartei SED, welche 1946 durch den Zusammenschluss von KPD und SPD entstand, wurde zur heutigen Linken.

 5.3 Der PostLibertarismus und die neue politische Ordnung

 In den letzten Jahren ist auch eine Bewegung des sogenannten "PostLibertarismus" entstanden, die sich von den klassischen Ideen des Libertarismus entfernt und neue politische Modelle entwickelt. Diese Strömung zielt darauf ab, die Herausforderungen einer zunehmend fragmentierten und polarisierten Welt zu adressieren, indem sie über die traditionellen liberalen Konzepte hinausgeht. PostLibertäre sind keinesfalls, Libertäre sondern hängen sich das schmückend Mäntelchen der Freiheit um, denn sie befürworten beispielsweise die staatlich gesteuerte Umverteilung von unternehmerisch erzeugten Wohlstand zu Gunsten von Ökologie, Gleichberechtigung der Geschlechter und Multikulturalität.  

6. Libertarismus im 21. Jahrhundert

6.1 Globalisierung, die EU und der Libertarismus 

Die Globalisierung hat den Libertarismus sowohl gestärkt als auch herausgefordert. Mit der Ausweitung des globalen Handels bildete sich weltweit enormer Wohlstand, Deutschland schoss unaufhaltsam an die Spitze der weltweiten Wirtschaftsmächte. Der Export brummte, die Auftragsbücher waren voll. Asien belieferte uns mit günstigen, günstiges Gas und Öl kamen überwiegend aus Russland, Strom aus Kernkraftwerken. Doch irgendwann wurde Deutschland wegen seines Erfolges von den Südstaaten angefeindet, bis hin zu Vorwürfen, dass der Wohlstand nur die Ausraubung von beispielsweise Polen oder Italien möglich war und man forderte astronomische Reparationszahlungen. Europäische Gleichheit sei Gerechtigkeit und damit auch die Solidarität bei der soziokratischen Verteilung der jeweils Schulden auf die EU-Mitgliedsstaaten mit der jeweiligen BIP-Kraft als Verteilungsschlüssel. Der Starke soll den Schwachen mittragen. Deutschland hatte sich lange dagegen gewehrt, doch mit der neuen, selbstdefinierten Öko- und Minderheiten-Demokratie brach der Damm und damit auch die Wirtschaft ein. 

Ein liberaler Markt ein freier Markt. Für das, was benötigt und bezahlt wird, entstehen Produktionen, für alles andere nicht. Diese Systemlogik ist ständig in Bewegung und braucht dafür Bewegungsfreiheit. 

Wo es keinen regulierten Markt gibt, fehlen die Regulatoren, damit fehlt die Macht. Mit dem Raub des Europäischen Traums, der zu Beginn ein Wirtschaftsprojekt war (ECU) war, kamen Zölle, Regulierungen und ideologische Geldverschwendung Das Handeln der europäischen Zentralbank ECB verfolgt die keynesianische Geldpolitik, wonach die wirtschaftliche Entwicklung durch Geldpolitik gesteuert werden kann. Unsere EU-Zölle fließen nicht in die nationalen Haushalte, sondern in den EU-Haushalt. daher gibt es in der logischen Folge auch keine Motivation zum Abschaffen von Handelsbarrieren. Der Libertarismus hat einen mächtigen Gegner in den eigenen Reihen.

Selbst die USA wo der libertäre Gedanke und vor allem die Meinungsfreiheit fest in deren Verfassung verankert ist, zündelt mit Zöllen. Dadurch steigen die Lebenshaltungskosten, ganze Branchen, wie beispielsweise die globale Logistik bekommen Schluckauf. Die Vielzahl der importierten Produkte -beispielsweise aus Asien- sind im eigenen Land nicht herstellbar, gleichzeitig werden Gegenzölle erhoben. Das alles ist das Gegenteil einer entfesselten libertären Wirtschaftspolitik.

 

6.2 Der Libertarismus in der Krise? 

In vielen westlichen Demokratien sehen sich libertäre Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Sicherheit und Schutz des Eigentums angesichts wachsender autoritärer Tendenzen, Nationalismus und Populismus einer ernsten Bedrohung ausgesetzt. Die Frage, ob der Libertarismus eine Krisenzeit übersteht und sich in einer globalisierten Welt behaupten kann, ist aktuell. Allerdings ist historisch auch eine Wellenbewegung zu sehen. In kurzen Perioden entsteht Wohlstand, ausschließlich durch erfolgreiches Unternehmertum, der dann anschließend in längeren Perioden von sozialistisch-ideologischen Bewegungen - ich persönlich beziehe das auf so ziemlich alle Parteien- wieder verteilt wird; nicht selten zugunsten politischer Günstlinge. Solange bis -wie 2024 in Argentinien- der Wohlstand verzockt ist und Staatspleiten entstanden sind. Dann müssen es die Unternehmer wieder richten. Denn es gibt keine andere Möglichkeit zur Wertschöpfung als unternehmerische Tätigkeit.

Der Science Fiction Roman “ Atlas shrugged” von Ayan Rand erschien 1957 und beschreibt die deutsche Situation von 2025 hochaktuell und extrem detailgenau.

 7. Der Unterschied zwischen Libertarismus und Liberalismus

Dieser Unterschied wird in der hauptsächlich in der Staatslehre definiert. Hier liegt der Unterschied zwischen Liberalismus und Libertarismus vor allem im Ausmaß der Rolle des Staates, der Freiheit des Individuums und der wirtschaftlichen Ordnung, die beide Philosophien vertreten. Beide setzen sich zwar für individuelle Freiheit ein, unterscheiden sich aber deutlich in der Betonung und Ausgestaltung dieser Freiheit.

Liberalismus

  • Kernidee: Betonung individueller Rechte, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und eine soziale Marktwirtschaft.

  • Staat: Der Staat soll Freiheit sichern, aber auch soziale Gerechtigkeit gewährleisten. Das kann Maßnahmen wie Umverteilung, Sozialstaat, Bildungsgleichheit und Marktregulierung umfassen. Parteipolitisch wäre der Liberalismus am ehesten in der FDP zu verorten.

  • Wirtschaft: Marktwirtschaft mit staatlichen Eingriffen, um Ungleichheiten auszugleichen oder auch, um Märkte künstlich zu beleben.

  • Unternehmerisch: Die Befürwortung von staatlich verordneten Einflussnahmen, wie  Mindestlöhne, Kündigungsschutz, Gleichstellung oder Mitbestimmung, Akzeptanz von Subventionen.

Libertarismus

  • Kernidee: Konsequente Betonung der individuellen Freiheit, insbesondere gegenüber dem Staat.

  • Staat: Der Staat sollte so klein wie möglich sein – oft beschränkt auf Polizei, Justiz und Verteidigung (Minimalstaat).

  • Wirtschaft: Freier Markt ohne staatliche Eingriffe – keine Umverteilung, keine Regulierung, keine Sozialprogramme, keine staatlichen oder kommunalen Beteiligungen.

  • Unternehmerisch: Die Ablehnung staatlicher Eingriffe, freiwillige Verträge zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, konsequenter Wettbewerb und  Ablehnung aller Subventionen.

Gerade die unternehmerischen Aspekte machen schnell klar, dass die Unternehmensgründung in Deutschland oder Europa aus libertärer Sicht leider nicht mehr zielführend sein kann. Durch die betriebswirtschaftliche Brille betrachtet, lohnt sich auch die Verlegung eines Betriebes in eine wirtschaftlich freiere Region schon in kürzester Zeit.

 Fazit

Der Libertarismus wurde im Laufe der Jahrhunderte in vielen Formen gelebt. Seine methodische Definition erfuhr dieser Ansatz durch Vertreter wie Friedrich August von Hayek. Der Libertarismus bleibt eine global selten umgesetzte politische Strategie, die sich durch freie Marktwirtschaft und einen Minimalstaat, dessen ausschließliche Aufgaben die Sicherheit, der Schutz des Eigentums und die Gewährleistung der Freiheit in einem Rechtsstaat definiert.

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