Wie kognitive Lernsysteme unser Leben verändern werden
Wie
in meinem letzten Blog angekündigt, werde ich mich 2017 intensiv mit kognitiven
Lernmethoden beschäftigen. Der Grund, warum ich 3D-Scan-Methoden mit AR und VR
Technologien und neuen pädagogischen Methoden in ein System gepackt habe, liegt
in der geradezu disruptiven Chance, den Lernort, die Lernzeit und die Lernmethode
selbstbestimmt zu gestalten und dabei bekannte Regeln über den Haufen zu
werfen.
Der
Einzug neuer, technische Möglichkeiten verändert bekannte Lernmodelle,
insbesondere das weit verbreitete 70:20:10 Modell. Michael M. Lombardo und
Robert W. Eichinger veröffentlichten erstmals Ergebnisse der Untersuchung in
ihrem Buch „The Career Architect Development Planner“. Seitdem findet das
70:20:10-Modell Anwendung in vielen Unternehmen, wenn es um
Personalentwicklungsmaßnahmen geht.
Das
70:20:10-Modell greift die Probleme alt bekannter Lernmethoden auf und
beschreibt einen effektiven Weg, sich relevantes Wissen
im Beruf anzueignen. Es verdeutlicht die Rolle des informellen,
nicht-organisierten Lernens am Arbeitsplatz. Nach dieser Theorie lernen wir:
- zu 70 Prozent durch Herausforderungen und praktische Erfahrungen, die wir im Arbeits- und Lebensalltag machen.
- zu 20 Prozent durch unser Umfeld und unsere Vorgesetzten, indem wir anderen über die Schulter blicken, reflektieren und adaptieren.
- und nur zu 10 Prozent durch klassische Weiterbildungen im Sinne von Fachliteratur, Seminaren, E-Learning und Coaching.
Auf dieser Basis wurden
und werden viele Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt. Diese weit verbreitete und
bisher bewährte Methode hat den Vorteil, dass man Weiterbildungsmaßnahmen so
erfolgreicher machen konnte. Nun wird dieses Format ergänzt durch
a.
Individuelles
Lernen
b.
Allgegenwärtiges
Lernen
In nenne es
„Allgegenwärtiges Lernen“ in Anlehnung an „Ubiquitous computing“, den Mark
Weiser 1991 (!) in seinem Aufsatz „The Computer for the 21st Century” geprägt
hat. Dort sprach er bereits davon, dass einzelne PC´s durch intelligente
Gegenstände ersetzt werden. Allgegenwärtiges Lernen dagegen beschreibt meiner
Meinung nach sogenannte „kognitive Lernmethoden“. Dort arbeiten Menschen mit
KI-gestützten Systemen (KI= künstliche Intelligenz, oder auch AI = artifical intelligence).
Allgegenwärtiges Lernen als fester Bestandteil der Arbeit wird durch kognitive
Systeme möglich. Wie funktionieren derartige Systeme?
Am einfachsten geht man
davon aus, dass Datenbrillen der Schlüssel zu allgegenwärtigem Lernen mit
kognitiven Systeme sind. Denn Datenbrillen können mit den Funktionen:
Verortung, Audioerkennung und Bilderkennung ausgestattet werden. Unter anderem
wird damit das Merkmal: „Künstliche Intelligenz“ technisch umsetzbar gemacht. Dabei
wird zwischen zwei Typen von Datenbrillen unterschieden. Eine VR-Brille
(VR=Virtual reality) blendet die reale Welt komplett aus. Ähnlich wie in einem
Kino, sehen die Nutzer in 360 Grad -3D und können dort auch Spiel oder
3D-Lernszenarien nutzen. Bei der AR-Brille hingegen (AR = Augmented reality)
schaut man durch normale Gläser in die Realität. Durch ein Head-Up-Display
werden mittels eines kleinen Prismas virtuelle Gegenstände auf real
existierende Dinge aufprojeziert. VR wäre vielleicht eine Revolution gewesen,
wenn AR nicht gekommen wäre.
Ich möchte beispielhaft
zwei Szenarien beschreiben:
Beispiel 1: Ein Kopierer/
Drucker muss gewartet werden. Um den Einsatz vorzunehmen, setzen Sie die
AR-Brille auf. Sie sehen nun das Gerät mit alle seinen Klappen und Schaltern.
Die Objekterkennungssoftware erkennt den Gerätetyp durch die Brille und fragt
ab, welche Arbeitsschritte nun ausgeführt werden sollen. Nach Ihrer Auswahl
werden bewegte Holgramme auf die Bedienelemente projeziert, die exakt die
auszuführenden Arbeitsschritte vorführen. Sie folgen einfach diesen
Handgriffen. Während der Ausführung kommt immer eine Rückmeldung, ob der
Handgriff falsch oder richtig ist, indem das Detail rot oder grün überblendet wird.
Außerdem kann das System auch Fehlergeräusche erkennen. Mit dieser Methode kann
jeder mit etwas Geschick Tätigkeiten durchführen, die bisher ausschließlich
Spezialisten vorbehalten waren. Wir bei ML koppeln diese Technologie mit
unserem Talentsystem, in welchem auch Lernsystem und Wissensmanagement
integriert sind. Die kognitiven Lernsequenzen verwalten wir ganz einfach mit
unserem Lernsystem.
Beispiel 2 ist ein sehr
einfaches Beispiel für allgegenwärtiges Lernen: Sie befinden sich in einer
Produktionshalle mit unterschiedlichen Maschinen. Bevor nun ein Eingriff,
beispielsweise eine Wartung an einem Schredder vorgenommen werden kann, muss
der Servicetechniker einen QR-Code, der am Gehäuse der Maschine angebracht ist,
einscannen. Sofort erhält er Informationen darüber, um welchen Typ Maschine es
sich handelt. Und er erfährt auch, dass er vor dem Eingriff eine kleine
Sicherheitsschulung mittels eLearning auf seinem Mobilgerät erfolgreich
bestehen muss, bevor die Wartungsklappe sich öffnen lässt.
Diese beiden Beispiele
zeigen, dass hier die Bereiche der praktischen Erfahrungen mit strukturierten
Lernmethoden verschwimmen. Kognitive Systeme, wie das hier vorgestellte,
verändern deshalb die 70:20:10 Methode aus folgendem Grund: Wenn der
Serviceeinsatz vor Ort mit Nutzung einer AR-Brille und Vorführ-Hologrammen
durchgeführt wird, so handelt es sich hier
a.
Um
die Erweiterung der praktischen Erfahrungen (70%)
und
b.
Klassisches
Lernen im Sinne von Learning und Coaching (10%)
Die Bereiche 70% und 10%
verschmelzen beim Einsatz kognitiver Service-Systeme. Dies erzeugt eine
lernpsychologische und wirtschaftliche Effizienzsteigerung in erheblichen
Größenordnungen. Denn benötigtes KnowHow wird gleichzeitig spontan (informativ) und strukturiert
vermittelt. Dadurch werden beispielsweise Serviceprozesse auf wesentlich mehr
Schultern verteilt, weil plötzlich auch Nichtprofis in der Lage sind,
Tätigkeiten durchzuführen, die bisher ausschließlich erfahrenen Profis
vorbehalten waren.
Wir müssen uns davon
verabschieden, dass Lernen vor einem Flachbildschirm oder im Seminarraum
stattfindet. Die Miniaturisierung der Brillentechnologie wird nicht mehr lange
auf sich warten lassen, sodass kleine AR-Miniaufsätze auf normale Brillen bald
zum Lernalltag gehören werden. Wenn Lernen und Wissen künftig die
Wertschöpfungsanker moderner Unternehmen sind, dann müssen Methoden und Systeme
im Einklang stehen.
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