Kapitel 2: Libertarismus und Ökonomie

 Inhaltsverzeichnis

Libertarismus in der Organisationsentwicklung


 

Kapitel 2

Libertarismus und Ökonomie Artgerechte Haltung muss eingefordert werden

Einleitung

Der Libertarismus hat sich seit dem 17. Jahrhundert als eine der einflussreichsten politischen und philosophischen Bewegungen etabliert. In seinem Kern betont der Libertarismus individuelle Freiheit, Eigenverantwortung und die Begrenzung staatlicher Macht. Diese Prinzipien brachten tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaftstheorie und -praxis mit sich. Dieses Essay untersucht die Wechselwirkungen zwischen Libertarismus und Ökonomie, beleuchtet die historischen Ursprünge, die theoretischen Grundlagen und die praktischen Konsequenzen sowie die Herausforderungen und Kritikpunkte der Gegenwart, die sich daraus ergeben.

1. Historische Ursprünge des Libertarismus und seine Verbindung zur Ökonomie

1.1 Die Ursprünge des politischen Libertarismus

Der Libertarismus entwickelte sich in Europa als Antwort auf absolutistische Monarchien und feudale Gesellschaftsstrukturen. Philosophische Vordenker wie John Locke, Montesquieu und Immanuel Kant betonten die Bedeutung individueller Freiheiten und Rechtsstaatlichkeit.

1.2 Die Entstehung des Wirtschafts-Libertarismus

Parallel zum politischen Libertarismus entstand der Wirtschafts-Libertarismus, der die Bedeutung freier Märkte und privater Eigentumsrechte hervorhob. Adam Smiths Werk "The Wealth of Nations" (1776) legte die Grundlage für das Verständnis der Marktwirtschaft als System, das durch die "unsichtbare Hand" des Wettbewerbs gelenkt wird.

1.3 Industrielle Revolution und ihre Auswirkungen

Die industrielle Revolution beschleunigte die Umsetzung liberaler Prinzipien in der Ökonomie. Sie schuf neue Produktionsmöglichkeiten und stellte traditionelle Wirtschaftsstrukturen infrage. Gleichzeitig entstanden soziale Spannungen, die den Libertarismus herausforderten. Ähnlich wie beim Boom der globalen IT-Unternehmen heute, gab es seinerzeit neben dem Adel einige sehr erfolgreiche und deshalb wohlhabende Menschen, die Produkte entwickelten und Fabriken bauten.

2. Theoretische Grundlagen des Libertarismus in der Ökonomie

2.1 Adam Smith und die klassische Nationalökonomie

Adam Smiths Ideen zur Arbeitsteilung, zur Rolle des Wettbewerbs und zur Funktion von Preisen in einer freien Marktwirtschaft prägten die klassische Nationalökonomie nachhaltig. Smiths Hauptwerk, "Eine Untersuchung über die Natur und Ursachen des Wohlstandes der Nationen" (1776), ist ein grundlegendes Werk der politischen Ökonomie. Smith war ein Kritiker des Merkantilismus, einer vorherrschenden wirtschaftspolitischen Doktrin, die den staatlichen Eingriff und staatliche Kontrolle über die Wirtschaft zugunsten der Herrscher befürwortete. 

2.2 Der Utilitarismus und die Maximierung des Gesamtnutzens

Denker wie Jeremy Bentham und John Stuart Mill verbanden libertäre Prinzipien mit dem Utilitarismus. Sie argumentierten, dass individuelle Freiheit und freie Märkte zur Maximierung des Gesamtnutzens einer Gesellschaft beitragen. Wo erfolgreiche Unternehmen aktiv sind, da wächst der Wohlstand und die Gesundheit der gesamten Wirtschaftsregion. Dieses Prinzip hat sich bis heute nicht verändert. Beispiele wie Silicon Valley oder Kolkata in Indien, wo die globale Textilindustrie sehr stark ist. Letzteres kann man aus im Wohlstand beheimateter Sicht aufgrund der Arbeitsbedingungen kritisieren. Aber die Beschäftigten in Kolkata sind froh, aus der absoluten Armut/ Not in Arbeit gekommen zu sein; das gilt auch für die niederen Kasten. Es ist dort eine Mittelschicht entstanden, die wiederum ihrerseits ein Wirtschaftswachstum für Konsum und Services erzeugt. Das sind Symptome für Utilitarismus, die außerhalb der Sklaverei sichtbar sind. Sklaverei ist niemals Bestandteil des Libertarismus, weil dieser immer auf freien Verträgen beruht.

2.3 Friedrich Hayek und die Ordnungstheorie

Im 20. Jahrhundert entwickelte Friedrich August von Hayek eine umfassende Theorie, die die Bedeutung spontaner Ordnungen in freien Gesellschaften betonte. Er warnte vor den Gefahren staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft. Mit seinem Kernwerk “The road to serfdom” schuf er 1944 eines der meistverkauften Wirtschaftsbücher der Welt! Dort führt er den mathematisch genauen Beweis, dass der Sozialismus und all seine Varianten mit Postfixen, wie “Demokraten” oder Präfixen, wie “National” immer zwangsweise zu einer Diktatur führen werden. In fraglicher Zeit hatten die Menschen noch einen unmittelbaren Bezug zum Sachverhalt des National-Sozialismus. “Der Weg zur Knechtschaft”, wie das Buch in deutscher Sprache heisst, inspirierte auch George Orwell zu seinem Werk “1984”, das 1949 erschien, sowie zu “Animals Farm”, der bis vor zehn Jahren regelmäßig in deutschen Schulen als Film gezeigt wurde.

Hayek argumentiert konsequent für einen Minimalstaat und freie Marktwirtschaft. Er verkörpert das Leitbild echter libertärer Ökonomen. Friedrich August von Hayek wurde massgeblich von Ludwig Heinrich von Mises geprägt, insbesondere in seinen frühen Jahren. Mises war Hayeks Mentor und spielte eine entscheidende Rolle in Hayeks Entwicklung als Ökonom und intellektueller Liberaler. 


3. Praktische Umsetzung des Libertarismus in der Ökonomie

3.1 Freihandel und Globalisierung

Die libertäre Ökonomie fördert den internationalen Handel und die Globalisierung auf Basis freier Verträge, ohne staatliche Eingriffe in Preisbildung, Produktion oder Verteilung. Einschränkungen durch staatliche Abkommen hemmen das globale Wirtschaftswachstum, weil die Restriktionen nicht den Bürgern, sondern immer den Interessen der herrschenden Minderheit nützlich sind, so wie die EU-Zölle ausschliesslich der EU-Administration zufliessen - nicht den Mitgliedsstaaten oder gar den Bürgern. Wo sollte vor diesem Hintergrund die Motivation für die Absenkung der Handelszölle herkommen? Wenn es keine Zölle gibt, werden auch keine speziellen Handelsabkommen benötigt. Das Ziel von GATT, welches zwischen 1948 und 1995 zum Ziel hatte, Zölle, Quoten und andere Handelshemmnisse abzubauen und den internationalen Handel zu fördern,war sehr erfolgreich für die internationale Wirtschaft und wurde anschliessend durch die WTO abgelöst, die trotz der 166 Mitgliedsstaaten eher dysfunktional ist. Obwohl China und USA beide Mitglieder der WTO sind, liefern sie sich regelmäßig einen Zollkrieg. Die EU hat umfassende Zölle erlassen. Während die Vereinigten Staaten 2025 Gegenmaßnahmen androhen, zahlt die Schweiz erstmals 1,7 Mrd CHF an die EU, damit sie weiter in die EU exportieren darf. Die WHO kontrolliert auch die Durchsetzung von Wirtschaftssanktionen gegen Nichtmitglieder wie den Iran. Im Gegensatz zu GATT erweist sich die WTO eher als ein wirtschaftsfeindliches Machtinstrument der Mitgliedsstaaten.

Wer sich dagegen beispielsweise an das GATT-Leben zwischen 1980 und 1995 erinnert, kennt aus dieser Zeit einem fantastisch florierenden Markt voll, neuer Produkte im Bereich HiFi (Walkman, CD-Player), Automobil (Quattro, Turbo), Möbel (Ikea) und vielen, neuen Musikrichtungen. Es war eine Zeit des Aufbruchs. Der “kalte Krieg” führte zur Friedensbewegung mit noch mehr neuer Musik und er endete mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, während uns die Übergangszeit der Deutschen Wiedervereinigung ein kleines Zeitfenster einer wirklich freien Wirtschaft im Osten schenkte, bis die Regulierer in Scharen kamen, um ihre Posten und ihren Einfluss aufzubauen.

Einen weiteren Effekt auf die Weltwirtschaft brachte die Installation des Glass-Steagall-Gesetzes von 1998 (GLBA) in der Zeit von Bill Clinton. es besagt die erlaubte Zusammenführung von Geschäfts- und Investmentbanken. Dadurch konnten Banken hochriskante Hypothekengeschäfte tätigen, welche 2008 zu massiven Verlusten und der künstlichen Rettung der "Too big to fail"- Banken und auch zu Missbrauch führte.  Hier wurde zu einen zwar einerseits dereguliert, doch den Banken war klar, dass ihre Verluste dann wieder sozialisiert - d.h. auf Sparer und Steuerzahler umgelegt- werden. Ein klassischer Fehlanreiz.


Privatisierung und Deregulierung

In Deutschland gab es in jüngerer Vergangenheit immer wieder einzelne, zaghafte Versuche der Privatisierung, die wegen parteiinterner Widerstände und Apparatschiks im System leider nicht gut ausgingen. Aber auch vor allem, weil die Geschäfte ohne den privaten Mittelstand eingefädelt wurden. Ein prominentes Beispiel ist die Privatisierung des Beschaffungswesens in der Bundeswehr unter Rudolf Scharping 1998 -2002. 

Laut Finanzministerium ist der deutsche Staat an 507 Unternehmen beteiligt, darunter Post, Deutsche Bahn, Telekom, Banken, Airbus, Flughäfen, Biontec oder Mayer-Werft. Insgesamt gibt es etwa 24.500 öffentliche Unternehmen, darunter auch Volkswagen. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass diese Unternehmen Vorteile gegenüber dem freien Wettbewerb haben. Zudem gibt es nicht wenige Stimmen, die glauben, dass dieses Modell ein Family & Friends-Programm der Parteikartelle ist, beispielsweise durch Jobs für willfährige Parteifunktionäre oder Aktienspekulationen vor öffentlichen Beauftragungen.

Die Privatisierung von staatlichen und kommunalen Besitztümern ist eine zentrale Forderung der Libertären und birgt ein großes Potential für unser Wirtschaftswachstum. Privatisierung ist nicht einfach und muss geübt werden. Aber es ist möglich. Zunächst müssen die schwierigen Fälle privatisiert werden, der Rest geht dann verhältnismäßig einfach. Fragen wie: “Wer soll denn unsere Strassen bauen, wenn nicht der Staat?” hört man recht schnell in entsprechenden Diskussionen. Die Menschen sind es mittlerweile so sehr gewohnt, schnell nach staatlicher Hilfe zu rufen, sodass die Eigenverantwortung wie ein vertrockneter Wurmfortsatz verkümmert ist. Privatisierung muss eingefordert werden. Die ICE Strecke zwischen Köln und Frankfurt wurde beispielsweise von Konsortien privater Mittelstandsunternehmen erbaut. Die staatlichen Unternehmen sind intern mittlerweile derart vermoost und verrottet, weil sie zum Abstellgleis für Family & Friends verkommen sind. Sie fressen immer mehr Steuergelder auf, die konsequenzlose Inkompetenz des Managements erzeugt tiefstes Unverständnis bei echten Unternehmern und Bürgern.


3.3 Die Rolle von Unternehmen

Wohlstand entsteht ausschliesslich durch unternehmerischen Erfolg. Es gibt kein anderes Mittel zur Wertschöpfung. Unternehmen und ihre Beschäftigten sind die Kühe, die gemolken werden können. Es gibt keine anderen. Nur Unternehmen schaffen Steueraufkommen. Deren Beschäftigte und jede Ader des öffentlichen Dienstes werden durch Unternehmen finanziert. Erfolgreiche Unternehmen sind das Rückgrad des Staates und dessen Menschen. Selbst staatliche Aufträge an Unternehmen werden von den Unternehmenssteuern bezahlt. Woher sollte das Geld auch sonst kommen? Deshalb brauchen Unternehmen freie, globale Marktwirtschaft statt Regulierung. Die Kammern mit ihren Mitgliedschaften sind willige Erfüllungsgehilfen des Staates. Sinnlose Subventionen in tote Projekte und flächendeckende Korruption durch Mittelvergaben ohne Ausschreibung - beispielsweise an NGO´s-  zerstören unsere Wirtschaftsleistung. Wo es keinen freien Wettbewerb gibt, stirbt die Wirtschaft.

Wenn echte Unternehmer, wie Elon Musk, Freiheiten für Wirtschaft und Wort einfordern, begegnet ihnen sofort ein globaler Shitstorm. Der Unternehmer soll Steuern bezahlen, aber keine eigene Meinung äussern. 1957 erschien Ayan Rands “Atlas shrugged”. Sie hat zehn Jahre an diesem meistverkauften Wirtschaftsbuch der Welt gearbeitet. In diesem Krimi/ Roman/ Lehrbuch beweist die Autorin im Detail, wie staatliche Regulierung und die Machtgier einiger Narzisten die westliche Wirtschaft tötet. Den aktuell praktischen Beweis können wir in Argentinien finden, welches von einst einem der reichsten Länder der Welt dann unter Herrschaft der Sozialdemokraten (Peronismus) in die Staatspleite stürzte und nun wieder von den Kapitalisten gerettet werden muss. Unternehmen müssen deshalb konsequent Selbstbestimmung einfordern. 

“Wie soll der Libertarismus in der Organisationsentwicklung und damit in Unternehmen funktionieren?” Weil die Rahmenbedingungen, beispielsweise im EU-Raum mit seinem “Green Deal”, leider so destruktiv sind, lohnt sich auch ein Blick in die BRICS-Staaten, wo sich der größte Wirtschafts-Wachstumsraum der Welt vereint. Einem Unternehmen tut es immer gut, sich in eine Umgebung mit möglichst günstigen Rahmenbedingungen zu begeben. Es gibt immer Lösungen, auch wenn der Deutsche Staat dies mit einer dystopischen Wegzugssteuer auf fiktive Erträge zu verhindern versucht. Er trifft damit zielsicher nur deutsche Familienunternehmen. Konzerne haben dieses Problem nicht, doch globale Konzerne leben immer in Symbiose mit korrupten Staaten und mit allen Regimen, so auch im sozialistischen, dritten Reich. Neue Länder bieten teilweise günstigere Arbeitsbedingungen, freiere Verträge und mehr Wohlstand. Es sind derzeit überwiegend muslimisch geprägte Länder, welche die Vorteile einer erfolgreichen Wirtschaftsansiedlung und das Anwerben von Fachkräften verstanden und umgesetzt haben. Außerhalb dieser Gefilde und von BRICS sind die Vereinigten Staaten und Argentinien gute Alternativen für einen Unternehmenssitz. Warum nicht die Schweiz? Es hat sich gezeigt, dass gesellschaftliche Entwicklungen und in der EU etwa nach 4 Jahren auch in der schönen Schweiz ankommen. Zuletzt gab es in der Schweiz 2024 die Forderung der Jungsozialisten nach einer Volksabstimmung für den Einzug aller Vermögen über 50 Mio CHF im Erbfall, was zu einer massiven Abwanderung von Vermögen führte. Die neuesten Verträge mit der EU lassen auch für die Zukunft nichts Gutes erahnen.

4. Kritik am Libertarismus in der Ökonomie

4.1 Soziale Ungleichheit

Kritiker argumentieren, dass der Libertarismus soziale Ungleichheit verstärken kann, da er den Fokus auf individuelle Leistung und Wettbewerb legt. Es ist richtig, dass im freien Unternehmertum auch individueller Reichtum entsteht. Egalität, wie sie in der französischen Revolution gefordert wurde, kann und darf es nicht geben. Die einzige Gleichheit im Libertarismus ist die Gleichheit vor dem Gesetz. Zum Glück gleicht niemand einem anderen. Wer ein System der finanziellen Umverteilung fordert, bis alle gleichgestellt sind, würgt jedes Streben nach Wertschöpfung und Wohlstand ab. Begabungen, Talente und Fleiss sind nicht teilbar. Sie brauchen im Gegenteil volle Freiheit zur wertschöpfenden Entwicklung. Auch die Chancengleichheit kann sich nur auf individuelle Talente und Kompetenzen beziehen. Was taugen staatlich ausgestellte Schulzeugnisse oder Studienbescheinigungen gegen echte Talente? Kluge Unternehmer verändern ihre Rekrutierungs- und Entwicklungsstrategie deswegen so, wie es in den USA und anderen Ländern längst üblich ist. Denn dort, wo Kompetenzanalysen ohne Quoten und ohne Laufbahnklagen zum Bewerbungsalltag gehören, können Unternehmen wie Google oder Amazon entstehen.

4.2 Umweltprobleme

Die Ökonomie des Libertarismus wird oft dafür verantwortlich gemacht, Umweltprobleme und Ressourcenübernutzung zu begünstigen. An dieser Stelle lohnt es sich, noch einmal die drei Kernaufgaben eines libertären Staates zu betrachten: Schutz des Eigentums, Bewahrung der Sicherheit und der Freiheit. In diesem Kontext wird klar, dass der Umweltschutz von existenzieller Bedeutung für alle drei Belange steht. Während der sogenannte Klimaschutz einen äußerst diffusen Begriff darstellt und in der Folge in keinster Weise mess- oder greifbar ist, stellt der Umweltschutz einen klaren Wettbewerbsfaktor dar. Denn mit steigendem Umweltbewusstsein wächst der Kundenwunsch nach entsprechenden Produkten.

4.3 Finanzkrisen

Die Deregulierung der Finanzmärkte, einem Kernprinzip des Wirtschafts-Libertarismus, wird von einigen Medien als Ursache für Finanzkrisen -wie beispielsweise beim Platzen der Immobilienblase 2008- angesehen. Die libertäre Deregulierung des Finanzwesens hat indes aber zwei Kernforderungen: 

  1. Freier Wettbewerb der Währungen 

  2. Abschaffung der Zentralbank und semi-öffentlicher Institute (z.B. Sparkassen)

Die Finanzkrise wurde durch Banken ausgelöst. Wenn die Zentralbank niedrige Zinsen an die nationalen Banken vergibt, sodass sich selbst riskanteste Spekulationen für die Nationalbanken und alle Zentralbankgeldbezieher lohnen -ergo die ungefragte Spekulation mit fremdem Geld und ohne persönliche Unternehmerhaftung - führt dies zu einer unstillbaren Gier nach Bonuszahlungen für die angestellten Manager, mit der jede Vorsicht über Bord geworfen wird. Private Banken haben sich angeschlossen. Die Pleite von Lehman Brothers, einer privaten Investmentbank, folgte erst in der Konsequenz der Kreditvergabe durch amerikanische Banken an Kreditnehmer mit schlechter Bonität. Sobald die Zinsen wieder anziehen und/oder die Besicherungen an Wert verlieren, ist das Spiel aus und das Geld der Sparer verwirkt. Auf der anderen Seite können Krisen in einem freien Markt passieren. Doch wie der Wald nach einem Waldbrand, entstehen in sehr kurzer Zeit viele neue, kleine Pflanzen. Und schon nach wenigen Jahren ist nichts mehr von einem Brand oder einer Krise zu spüren. Allerdings sind derartige Krisen ein willkommener Anlass für den Staat, um Unternehmen zu übernehmen oder auch die Bankenregulierung zu verschärfen, anstatt der Wirtschaft mehr Freiraum zur Entfaltung zu ermöglichen.

Die Euro-Schuldenkrise 2013 führte in Zypern - damals schon ein Mitglied der EU(!) - dazu, dass Sparvermögen über 100 T€ zur Bankenrettung ersatzlos enteignet wurden. In den neuen EU-Bankenregularien ist die Einlegerhaftung im Falle von Bankenkrisen nun EU-weit festgeschrieben, während es die Einlagensicherung dagegen nicht EU-weit gibt.  

Die Hyperinflation 1923 resultierte aus massiver Gelddruckerei, um die Reparationszahlungen des ersten Weltkriegs aus dem Versailler Vertrag, sowie der staatlichen Besatzung von Industrieanlagen zu bezahlen. Es gibt keine einzige nationale oder globale Finanzkrise, die jemals durch private Unternehmen ausgelöst wurde.

Unsere Unternehmen haben gelernt, sich nicht mehr nur auf politisch beeinflusste Banken mit all ihren Regulierungen, wie beispielsweise Basel III, zu verlassen, sondern Rückstellungen in Bitcoin oder als extra-europäische Immobilien oder bei US-Banken zu platzieren. Deshalb empfehlen sich permanente Finanzierungsrunden auch dann, wenn aktuell kein Bedarf besteht, beispielsweise um den technischen Fortschritt und die Internationalisierung zu sichern.


5. Zukunftsperspektiven

5.1 Reformbedarf im Libertarismus

Viele Befürworter des Libertarismus plädieren nicht nur für massive Reformen, sondern für einen echten Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik zur freien Entwicklung und zur Öffnung der internationalen Märkte. In den letzten Jahrzehnten in Deutschland - regelmäßig unter Mitregierung der SPD- hat sich ein Abwärtsstrudel entwickelt, der nach Meinung einiger Analysten nur durch eine harte Krise gestoppt werden kann. Die Parallelen zu Argentinien sind unübersehbar. Da leider nur das Gegenteil von Reformwille in Deutschland und in der EU erkennbar ist - es werden vielmehr Abgaben erhöht, Negativzinsen diskutiert, Mindestlöhne staatlich erhöht und Arbeitnehmerrechte ausgeweitet- führt im Übergang kein Weg an der Umsiedlung oder Outsourcing bestimmter Kapazitäten vorbei. Viele Aktiengesellschaften (AG) haben in den letzten Jahren ihre Rechtsform bereits in spanische S.A. oder luxemburger SARL gewandelt. Doch da die EU nun auch deren Handlungsspielraum weiter einschränken möchte, wird es weitere, flexible Veränderungen geben.

5.2 Neue Herausforderungen

Externe Einflüsse und Herausforderungen wie Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel und steigende Auflagen verlangen ein hohes Mass an Flexibilität und Lernbereitschaft. Dies erfordert den Einsatz spezieller Organisations- und Management-Modelle. Dafür müssen die Belegschaft und alle Businesspartner sensibilisiert und mit auf den Weg genommen werden. Es ist wichtig, persönliche Beziehungen zu allen Geschäftspartnern aufzubauen, um deren Mitwirken in Veränderungssituationen sicherzustellen.

Die Reduzierung der Abhängigkeit von Banken zu Gunsten privater Investoren und internationale Rücklagen sind ebenso wichtig, wie das steuerlich optimierte Handeln in jeder Facette der Machbarkeit.


Fazit

Der Libertarismus in der Ökonomie - im realen, wirtschaftlichen Umfeld kann ein pragmatischer Leitstern für alle künftigen Entscheidungen im Unternehmen sein. Die Standortnachteile in der EU und speziell in Deutschland sind problematisch und müssen möglichst abgesichert werden. Nicht wenige Unternehmer haben ihre Unternehmen bereits an extra-europäische Investoren verkauft, von wo die Geschäfte nach einer Schamfrist ins Ausland wandern. Europa ist ein lukrativer Markt. Deswegen lohnt es sich, teilweise vor Ort zu bleiben, auch um Importzölle zu vermeiden. In jedem Fall aber muss die Abhängigkeit von regionalen Banken verringert werden. Die permanente Kompetenzentwicklung der Beschäftigten ist eine wichtige und lohnende Investition auf dem Weg zu einer libertär orientierten Organisation.


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